November 2016
Liebe Leserin, lieber Leser!
Alle Märkte kennen Regeln. Wer anbieten darf, was Qualität ist, wie
gemessen, gewogen, bezahlt und wie gestritten wird. Das ist uns beim
Wochenmarkt ganz selbstverständlich geworden. Wer Brot kauft,
weiß, was er erwarten darf und macht sich dann ein Bild, ob der Preis
passt. Werden die Märkte größer, müssen die Regeln genauer und
haltbarer werden. Was für viele gilt, wird nicht so leicht geändert.
Die Marktordnung für den Wochenmarkt im Mittelalter hat auf einer
Seite Platz gehabt. Heutige Marktordnungen sind Bücher und der
CETA-Vertrag der EU mit Kanada ist schon ein sehr dickes Buch.
Märkte haben klare Botschaften. Gute Preise sagen: bringt mehr!
Schlechte Preise sagen: bring es jemand anderem. Gute Preise sagen
etwas über Knappheit und Mangel, wenig über Qualität. Unsere
Schweine bringen auch dann g´schmackige Schnitzel, wenn sie
schlecht bezahlt werden und die Milch wird nicht gewässert, bloß weil
der Preis eine Zumutung ist. Gute Preise sagen leider auch nichts über
den ökologischen Wert unserer Landwirtschaft. Sie sagen nur, dass
Erdäpfel knapp oder genug sind.
Der ökologische Wert, aber auch der volkswirtschaftliche Wert unserer
Landwirtschaft in Österreich ist bei Bio, Regionalprogrammen,
Heumilch und nachhaltig konventionell weit über dem Niveau der
Mitbewerber aus der ganzen Welt. Weil sich das herumspricht, wird
die regionale oder österreichische Herkunft und die Kennzeichnung
für unsere inländischen Kunden immer wichtiger.
Im heute notwendigen Export erzielen Spezialangebote wie Bio,
Heumilch oder Produkte mit geschützter Herkunftsangabe bessere
Preise. Der internationale Mitbewerb kommt gerade bei Bio aus
Schweden, Dänemark, Rumänien oder der Ukraine. Dem stellen
sich unsere Angebote.
Der internationale Markt bezahlt Produkte. Unsere ökologischen
Leistungen für Österreich werden hier gebraucht. Deshalb werden sie
auch gesondert durch das ÖPUL, das Umweltprogramm, abgegolten.
In der neuen EU Agrarpolitik wird es darauf ankommen, ALLEN
Bauern den Wert und die Kosten vergleichbarer Leistungen in gleicher
Weise und ohne Schikanen abzugelten. Wir werden dann dabei
sein. Spannend wird die Diskussion um die neue Agrarpolitik nach
2020. Die Diskussion beginnt schon jetzt.
Reden Sie bitte mit.
Hermann Schultes